Blick in die Ferne – wie weit reicht unser Sehvermögen
Wie weit kann das menschliche Auge in die Ferne sehen?
Wir alle sind schon einmal auf einer grösseren Anhöhe, Aussichtsplattform oder einem Berg gestanden und haben uns womöglich gefragt, wie weit wir mit blossen Augen wohl in die Ferne sehen können. Um diese Frage beantworten zu können, müssen verschiedene Gegebenheiten und Einflüsse betrachtet werden.
Damit wir überhaupt etwas sehen können, bedarf es einer Lichtquelle. Im Dunkeln können wir kaum etwas sehen, im Hellen dagegen jede Menge. Unsere Augen passen sich stets an die Umgebungshelligkeit an und stellen den bestmöglichen Bildkontrast her.
Hell und dunkel
Bei der Anpassung von hell auf dunkel wird vom sogenannten Zapfen- auf das Stäbchen-Sehen umgeschaltet. Die Pupille öffnet sich, sodass das Auge möglichst viel Licht aufnehmen kann. Bei starker Lichteinstrahlung wird ein gewisser Stoff namens Rhodopsin abgebaut, wodurch die Lichtempfindlichkeit des Auges abnimmt, bei geringerer Lichteinstrahlung wird zusätzliches Rhodopsin produziert, und die Lichtempfindlichkeit nimmt zu. Diese Umstellung beziehungsweise Adaption kann bis zu einer Stunde dauern, bis sich die Augen an die Dunkelheit «gewöhnt» haben.
Bei viel Licht baut unser Auge Rhodopsin ab, bei wenig Licht produziert es diesen Stoff. Die Umstellung von hell auf dunkel, also bis sich unser Auge an die Dunkelheit gewöhnt hat, kann bis zu einer Stunde dauern.
Während der Abbauprozess sehr schnell vor sich geht, ist die Bildung von neuem Rhodopsin deutlich langwieriger. So sind erst nach einer gewissen Verzögerung beispielsweise Spuren im Schnee bei Sonnenlicht oder schwach scheinenden Sterne am mondlosen Nachthimmel zu erkennen.
Meteorologische Einflüsse wie Nebel schränken unsere Sichtweite ein
Kontrast und Erdkrümmung
Aus eigenen Erfahrungen wissen wir, dass meteorologische Einflüsse wie Regen, Schneefall und Nebel sowie atmosphärische Verunreinigungen wie Staub und Rauch das Licht beziehungsweise den Kontrast dämpfen und so unsere Sichtweite einschränken.
Wird besonders viel Staub vom Boden in die Luft aufgewirbelt, verschlechtert dies die Sicht enorm. Bei nebligen Verhältnissen sehen wir sehr viel schlechter, weil viele kleine Wasserpartikel in der Luft herumschwirren. Und je weiter wir in die Ferne blicken, desto mehr solcher Teilchen befinden sich zwischen dem Auge und der Sache in der Ferne. Auch nimmt der Kontrast vom betrachteten Objekt, beispielsweise einer Bergkette, zum Himmel mit zunehmender Entfernung stetig ab, wodurch die Sicht eingeschränkt wird.
Sind wir hingegen in der Wüste oder am Strand, wo es etwa zehn Millionen Mal so hell ist, als zum Beispiel bei einem Spaziergang durch den Wald, könnten wir theoretisch bis zum Horizont sehen. Da kommt aber die Erdkrümmung ins Spiel. Wir können in der Ferne nur das erkennen, was sich vor oder auf der Erdkrümmung befindet. Daher sehen wir bei Schiffen, welche auf dem Meer am Horizont auftauchen, zuerst den Mast oder das Segel, bevor wir den Rest des Schiffes erkennen können.
Wie weit wir in die Ferne blicken können, hängt von vielen Faktoren ab: das Wetter, die Lichtverhältnisse, die Erdkrümmung und die Betrachtungshöhe spielen unter anderem eine Rolle.
Weiter hat auch die Höhe des Betrachters einen Einfluss auf die Sichtweite. Je höher man steht, desto weiter könnte man sehen, bevor die Erdkrümmung einem die Sicht versperren würde. Aus diesem Grunde sind zum Beispiel Rettungsschwimmer auf erhöhten Wachsitzen und –häuschen, damit sie einen vergrösserten Bereich überblicken können.
Wie weit wir im Grunde effektiv in die Ferne sehen können, kann mit einer mathematischen Formel berechnet werden. Benötigt werden die Angaben des Erdradius (6371 km) sowie der Satz des Pythagoras. Folgend ein Beispiel zur Orientierung:
Eine erwachsene Person mit einer Körpergrösse von 1,70 Meter kann an einem sonnigen Tag am Strand rund 4,7 Kilometer weit bis zum Horizont schauen. Ein ein Meter grosses Kind sieht im Vergleich nur etwa 3,5 Kilometer weit.
So weit können wir in die Ferne sehen
Augehöhe | 2 m | 5 m | 10 m | 20 m | 50 m | 100 m | 200 m | 400 m | 600 m |
Sichtweite | 5,4 km | 8,6 km | 12,1 km | 17 km | 27 km | 38,3 km | 55 km | 77 km | 94 km |
Augehöhe | 800 m | 1000 m | 2000 m | 3000 m | 4000 m | 8000 m | 9000 m |
Sichtweite | 114,8 km | 121 km | 171,1 km | 209,6 km | 242 km | 342,3 km | 363 km |
Wetterabhängigkeit der Sichtweite
Wetterbedingung | Sichtweite in km |
---|---|
Aussergewöhnlich klar | 280 |
Sehr klar | 50 |
Klar | 20 |
Leicht diesig | 10 |
Diesig | 4 |
Starker Dunst, leichter Nebel | 2 |
Mässiger Nebel | 1 |
Dichter Nebel, Starkregen | 0,1 |
Extremer Nebel, Schneetreiben | 0,01 |
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2 Kommentare
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Bezogen auf die Erde wird das wohl alles richtig sein, aber können wir, wenn wir den Blick in einer sternenklaren Nacht gen Himmel richten, nicht noch viel weiter sehen?
Da es nicht vorkommen kann (wenn man das Chaos bedenkt) das nichts in Wege ist denke ich das die Sichtweite unendlich ist… man registriert ja auch die Reflektion der ‚Sterne ‚ und die sind ziemlich weit entfernt…