VIIP-Syndrom: Die Augenkrankheit der Astronauten

So gefährlich ist die Schwerelosigkeit

Erst durch die Eroberung des Weltalls wurde diese Augenkrankheit zum Thema – das VIIP-Syndrom. Zurückgekehrte Astronauten leiden an starkem Sehverlust. Was genau passiert mit den Augen draussen im Orbit?

Astronaut fliegt im Weltall, unter ihm die Erde.

Der Weltraum – unendliche Weiten soweit das Auge reicht. Schon immer übte das Weltall eine Faszination aus. Was Astronauten zu sehen bekommen, bleibt den meisten Menschen (zumindest vorerst noch) leider verborgen. Dafür müssen sie sich aber nicht den Gefahren dort draussen aussetzen – und davon gibt es reichlich, selbst für die Augen.

Science Fiction oder Realität?

Erst vor kurzem rückte durch die Netflix-Serie «Away» eine mysteriöse Augenkrankheit aus dem All ins kollektive Bewusstsein. Auf der langen Reise zum Mars scheint plötzlich einer der Protagonisten zu erblinden. Erst nach einer gewissen Zeit wird klar, an was der Betroffene leidet: Am visual impairment and intracranial pressure syndrome, kurzum: VIIP-Syndrom.

Das VIIP-Syndrom ist seit 2005 bekannt, als ein Astronaut der NASA nach seiner Rückkehr erkrankte. Die NASA stand vor einem Rätsel.

Aber gibt es die Krankheit tatsächlich oder wurde sie von den Autoren der Serie frei erfunden?

Mitnichten. Bereits 2005 identifizierte die NASA die Krankheit aufgrund eines tragischen Vorfalls: Nachdem der Astronaut John Phillips ganze sechs Monate im Orbit verbracht hatte, sank seine Sehkraft von 100 auf nur 20 Prozent. Der Astronaut klagte über unscharfes Sehen – und die NASA stand vor einem Rätsel.

Es entsteht Druck

Umgehend wurden Untersuchungen angeordnet und es stellte sich heraus, dass der Verlust an Sehkraft mit der Schwerkraft zusammenhängt. So schön sich die Schwerelosigkeit im Weltall auch anfühlen mag, so gefährlich können ihre Auswirkungen auf den Körper sein. Der Mensch ist nun mal nicht für die Schwerelosigkeit gebaut.

Schuld an der Krankheit ist wohl die Schwerelosigkeit, der Astronauten im Weltall ausgesetzt sind.

Eine Hypothese lautet, dass sich die klare und farblose Flüssigkeit, die das Gehirn und das Rückenmark umgibt – auch Liquor, Hirn- oder Nervenwasser genannt – durch die Schwerelosigkeit an Stellen ansammelt, an denen sie sich eigentlich nicht anhäufen sollte. Geschieht das in der Umgebung des Augapfels, kann der so entstandene Druck zu einer Abflachung der Augen führen.

Die Augenärzte der NASA konnten dies nach einigen Untersuchungen verifizieren. Die Augäpfel des Astronauten waren nach seiner Rückkehr aus dem All flacher geworden. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Blutversorgung des Sehnervs vermindert wurde. Hinzu kam eine Beschädigung des Sehnervenkopfes.

Sonnenaufgang über dem Planeten Mars.

Ein Wohlfühlzimmer für den Körper

Nach Angaben der NASA sind von den Astronauten, die einen längeren Zeitraum im Weltraum verbracht haben, ganze zwei Drittel von der Krankheit betroffen. Unter den Astronauten also eine verbreitete Krankheit. Aber uns, dem «normalen» Fussvolk, höchst unbekannt.

Obwohl das VIIP-Syndrom bei «Aus-»Flügen ins Weltall häufig vorkommt, ist darüber noch wenig bekannt, ebenso über die langfristigen Folgen. Bei einigen Astronauten waren die Symptome nur vorübergehend, andere hatten anhaltende, schwerwiegendere Veränderungen ihres Sehvermögens zu beklagen.

​Doch sollte die Reise zum Mars tatsächlich in naher oder ferner Zukunft im Reisebüro buchbar sein , müsste das Raumschiff über ein Zimmer verfügen, in dem die Schwerkraft künstlich erzeugt werden kann. Die Idee dahinter: Hin und wieder können die Astronauten und ihre Gäste im Wohlfühlzimmer Zeit verbringen, damit sich ihr Körper von der Schwerelosigkeit erholen kann. So würde dann auch die auf den Augapfel drückende Flüssigkeitsansammlung im Gehirn wieder in die richtigen Bahnen gelenkt. Eine Rückkehr zur Mutter Erde mit voller Sehleistung stünde nichts im Wege.

Florencia Figueroa

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