Buchtipp: «Der Berg» von Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger​

Den Blickwinkel wechseln

Was, wenn alle die eigene Ansicht für die einzig wahre halten? – Es führt schnell und unumgänglich zu Konflikten. Das bekommen die Tiere im detailreichen Bilderbuch «Der Berg» zu spüren.
«Der Berg ist waldig, voller Bäume und grün!», behauptet der Bär zu Beginn des Buches und ist überzeugt, dass das stimmt. Allerdings besteht der Berg für das Schaf vor allem aus Blumen, die gut schmecken. Der Oktopus verspürt auf seinem Berg nichts anderes als Nässe, der Schneehase nur Kälte. Die Gämse hingegen hüpft auf ihrem Berg über Steine und die Ameise ist überzeugt, dass sie und ihre Artgenossen diesen ganz alleine erbaut hätten. So sind alle von ihrer eigenen Sicht auf den Berg überzeugt.

Was tun, wenn nur die eigene Wahrheit stimmt? Zum Glück weiss der herbeigeflogene Zugvogel die Lösung: Er schlägt eine gemeinsame Wanderung zur Bergspitze vor. Ein Ausflug, der eine neue Perspektive erlaubt und den Protagonisten ermöglicht, diejenige der anderen einzunehmen.

Sturheit bringt nichts

Der Bär, das Schaf, der Hase, die Ameise und sogar der Oktopus: alle möchten recht haben. Kein Wunder, dass sie in Streit geraten. Das Autorenduo Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger bilden in ihrer Geschichte kindgerecht ab, wie problematisch das Verharren in der eigenen Meinung und Weltsicht sein kann. In detailreichen Bildern können Kinder nachvollziehen, was die einzelnen Tiere aus ihrem persönlichen Blickwinkel sehen. – Die Perspektive des Bärs auf den Berg ist nun einmal wirklich holzig, warum soll er auch glauben, dass der Hase nur weisse Schneelandschaft sieht?

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Über das Autorenteam:

Die freischaffende Illustratorin und Grafikerin Rebecca Gugger und der Art Director Simon Röthlisberger leben gemeinsam in Thun. Hin und wieder entsteht in Zusammenarbeit ein gemeinsames Werk, «Der Berg» ist eines davon.

Die Illustrationen behandeln das Problem der «Ansichtssache» mit einer für Kinder erkennbaren Logik, dabei lassen es sich Gugger und Röthlisberger aber nicht nehmen, auch Humor einfliessen zu lassen. So hat die Ameise beim Anziehen der vielen Bergschuhe ihre liebe Mühe, das Schaf rüstet sich für die Wanderung mit Schnittgras aus und der Bär befüllt sich Gläser mit Honig. Der Oktopus sitzt so auch mit einem Wasserbehälter über dem Kopf auf der Bergspitze. Warum auch nicht? In Bilderbüchern ist alles erlaubt, was die Fantasie hergibt. Auch wenn die erzählten Tiere sich im echten Leben nie so nahekommen würden.

Zum Buch

«Der Berg»
Text und Illustration: Rebecca Gugger und Simon Röthlisberger
Altersempfehlung: ab 4 Jahren
1. Auflage 2021
NordSüd Verlag AG, Zürich

Weitere Informationen zum Buch finden Sie unter: Der Berg • NordSüd Verlag

Perspektivenwechsel geglückt

Am Schluss lohnt sich der Aufstieg auf die Bergspitze. Der Blick über Schneefelder, Felswände, bunte Blumenwiesen, Ameisenhaufen, Wälder und schliesslich das plätschernde Meer darunter gibt allen Ansichten ihre Berechtigung. Alle verstehen nun die Sicht der anderen, denn: Der Berg ist nun einmal vielseitig und derjenige in diesem Bilderbuch ist es erst recht.

Dieses Buch ermöglicht es Kindern auf farbenfrohe Weise zu verstehen, warum ein Perspektivenwechsel hin und wieder seine Berechtigung hat und warum Toleranz so wichtig ist.

Susanna Valentin

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